Was steckt hinter antisemitischen Codes?

Antisemitische Codes oder Symbole können bewusst oder unbewusst benutzt werden. Unbewusst passiert das, weil viele dieser Codes schon sehr lange existieren und in unserer Gesellschaft tief verankert sind. Bewusst werden sie eingesetzt, um einen gesellschaftlichen Aufschrei oder eine strafrechtliche Verfolgung zu umgehen.
Viele dieser Codes wirken auf den ersten Blick nicht eindeutig antisemitisch. Erst der Zusammenhang und die Geschichte dahinter machen ihre Bedeutung deutlich. Weil viele Menschen diesen Hintergrund nicht kennen, besteht die Gefahr, dass Antisemitismus über solche Codes unbemerkt weitergetragen wird.

Money

Bänker, Finanzelite:

Diese Begriffe spielen auf das antisemitische Klischee des „geldgierigen Juden“ an, welches es bereits im Mittelalter gab. Dahinter steckt die Vorstellung, dass „die Juden“ die Finanzwelt, also sämtliche Banken und Börsen, beherrschen und steuern. Weitere Codes in diesem Kontext sind „Hochfinanz“, und „Wall Street“ (die US-amerikanische Börse).

Bank

Rothschild-Theorie

Der Name „Rothschild“ geht auf eine deutsch-jüdische Familie zurück, die im 19. Jahrhundert als sehr erfolgreiche und einflussreiche Bankiers bekannt wurden. Als Code wird der Name symbolisch für eine vermeintliche jüdische Finanzelite, die die Weltpolitik kontrolliert, benutzt. „Durch unehrlich erlangten Reichtum hätten ‚die Juden‘ die Macht, die Welt zu lenken und zu regieren“ (Amadeu Antonio Stiftung). Weitere Namen, die hierfür benutzt werden sind zum Beispiel George Soros oder Bill Gates.

Hide

Freimaurer, Illuminaten

Die Freimaurer und die Illuminaten sind Geheimbünde, wobei es die Freimaurer bis heute gibt. In antisemitischen Codes werden sie als Tarnorganisation für eine jüdische Weltverschwörung dargestellt. Den Freimaurern und Illuminaten wird weltpolitische Macht zugesprochen, hinter der jüdische Finanziers stehen.


»Junge gib mir ein‹ Fuffie und du weißt, wie mein Tasch knallt/ Offenbach, Frankfurt, Freimaurer-Stadt« (Haftbefehl – »Psst! [Meine Stadt Frankfurt]«, 2010), »An alle Frankfurter, wir machen neues Geld/ Freimaurer- Welt, wir machen Euros schnell« (Haftbefehl – »An Alle Bloxx«, 2012), »Weil ich Kohle mach‹, in einer Millionenstadt/ Ich bin kein Freimaurer doch ich hab ein Logenplatz« (Silla – »Silluminati«, 2014),

Control

Strippenzieher, Marionettenspieler

Für sich gelesen klingen die Begriffe sehr allgemein. Im Kontext antisemitischer Codes spielen sie auf eine globale, jüdische Elite an, die im Hintergrund die Strippen zieht bzw. die Fäden in der Hand hält und so die Weltpolitik steuert.

Israel

Zionist*innen

Zionismus meint in erster Linie die Unterstützung eines jüdischen Staates, des Staates Israel. Die zionistische Bewegung entstand als Reaktion auf die lange Geschichte des Judenhasses. Eine antisemitische Bedeutung bekommt der Begriff, wenn Zionismus oder Zionist*innen als Erklärung für eine „jüdische Weltverschwörung“ benutzt werden. In dem Kontext wird „den Juden“ unterstellt, über große Macht zu verfügen und das Weltgeschehen negativ zu beeinflussen.

Injustice

Apartheidstaat, Unrechtsstaat

Auch hier ist nicht der Begriff an sich antisemitisch, sondern der Kontext. Wenn Israel als „Unrechtsstaat“ bezeichnet wird, handelt es sich dabei häufig um einen Code, der benutzt wird, um Israel zu dämonisieren, d.h. als absolut böse, aggressiv und ungerecht darzustellen. Wird Israel als „Apartheidstaat“ bezeichnet, schwingt zusätzlich die Unterstellung mit, dass der Staat per se rassistisch sei. Beide Begriffe ignorieren, dass die Konflikte zwischen Israel und Palästina sehr komplex sind und stellen Israel als alleinigen Aggressor dar.

Devil

Teufel, Satan

Im Christentum steht der Teufel, auch Satan genannt, seit Jahrhunderten für das absolute Böse. In der Geschichte wurden Jüdinnen und Juden oft mit dem Teufel verglichen oder ihnen ein „Pakt mit dem Teufel“ unterstellt. Solche Vorstellungen führten zu antisemitischen Mythen, zum Beispiel dass Jüdinnen und Juden für Kriege, Hungersnöte oder Krankheiten verantwortlich seien. Heute tauchen Teufels-Metaphern in sozialen Medien auf, manchmal auch verbunden mit antisemitischen Stereotypen, wie der Darstellung eines „typisch jüdischen“ Aussehens.


Quellen:
Amadeu Antonio Stiftung: „deconstruct antisemitism! Antisemitische Codes und Metaphern erkennen“

Bildquellen:
Geldsack: Flaticon
Bankgebäude: Flaticon
Zirkel und Winkel: CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons „Zirkel und Winkel, zwei der bekanntesten Symbole der Freimaurerei“
Hand mit Fäden: Flaticon
Israel-Flagge: Flaticon
Waage: Flaticon
Teufel: Flaticon