Queere Stimmen im Rap
Lange Zeit war Rap stark männlich und heterosexuell geprägt. Kaum Frauen und keinen Raum für Personen, die nicht dem klassischen Männlichkeitsbild entsprachen.
Das hat sich inzwischen verändert: Zwar sind die meisten Rapper*innen immer noch männlich, und gerade im Gangsta-Rap werden Frauen und queere Menschen nach wie vor sehr häufig abgewertet. Doch immer mehr weibliche, schwule, lesbische, bisexuelle, trans und non-binäre Rapper*innen mischen die Szene auf – mit eigenen Themen und Perspektiven.
Sie schaffen sich ihren eigenen Raum im Rap – einen Raum, in dem sie frei über sich, ihre Identität und ihre Erfahrungen mit Diskriminierung sprechen können. So wird Rap bunter, vielfältiger und offener – und queere Menschen werden sichtbarer.
Rap ist aus den Erfahrungen mit Diskriminierung entstanden und sollen ein Sprachrohr für diejenigen sein, die im Mainstream und in der Mehrheitsgesellschaft nicht zu Wort kommen. So gehören queere Stimmen in jedem Fall zur Rap-Kultur und zum HipHop dazu.

Was bedeutet „queer“?

Queer ist ein Sammelbegriff für Personen, deren Geschlechtsidentität oder sexuelle Orientierung nicht der traditionellen Vorstellung von „männlich/weiblich“ oder „heterosexuell“ entspricht. Ursprünglich war „queer“ ein Schimpfwort (bedeutet auf Englisch etwa „seltsam“ oder „komisch“), wurde aber später von der Community positiv umgedeutet. Allerdings möchten sich nicht alle Menschen, die nicht hetero oder cis sind als queer bezeichnen. Einige bevorzugen spezifischere Begriffe wie schwul, lesbisch, trans* oder nicht-binär, weil sie befürchten, dass ihre eigene Identität in der großen queeren Community unsichtbar wird.
Beispiele für queere Rap-Artists

Ebow – ist lesbisch und thematisiert in ihren Songs unter anderem ihre Erfahrungen mit Diskriminierung ihr Coming Out (z.B. Ebru’s Story).
Ebow „Ebru’s Story“ (thematisiert Suizid, 0:20-0:27)
Rapper Maurice Conrad rappt über queere Themen wie die sexuelle Orientierung und Identität. Zudem zeigt er sich in seinen Videos teilweise mit Makeup, Minirock oder Netzstrumpfhose und hebt sich so von dem traditionellen Gangsta-Rapper-Image ab.


Rapperin Sookee. Sie definiert sich selbst als queer und rappt über Feminismus, Queerfeindlichkeit, Homophobie und auch Rassismus.
Unten findest du einen Lückentext zu einem Song von Sookee. Er heißt „Queere Tiere“. Versuche die Lücken zu füllen. Falls du Hilfe brauchst, kannst du dir das Video darunter anschauen. Achte beim zuhören darauf, welche Begriffe, Themen und Botschaften Sookee anspricht.
Weitere Beispiele:
Baran Kok, Ikkimel, Kay Shanghai, Sir Mantis, Avery,
Warum ist das wichtig?
Queere Rapper*innen verändern die Rapszene. Sie zeigen, dass Rap auch anders geht – ohne die Abwertung anderer Menschen. Durch ihre Texte und Auftritte machen sie deutlich, dass es viele verschiedene Perspektiven und Lebensrealitäten gibt.
Für viele Hörer*innen bedeutet das: Sie können sich endlich mit Rapper*innen identifizieren, die ähnlich fühlen oder ähnliche Erfahrungen gemacht haben.
Fun Fact:
Queere Die Ballroom-Szene ist in der gleichen Zeit und am gleichen Ort wie HipHop entstanden und weist viele Parallelen auf. Queere Stimmen waren somit von Anfang an ein Teil, jedoch von der Geschichte ausgelöscht.
Zum weiterlesen:
Video: „Unbubble. Ist Rap jetzt gay?“
Podcast: „Queerer Deutschrap“
Quellen
Begriffserklärung „queer“: Diversity Arts Culture. Wörterbuch.
Regenbogenflagge: Rainbow flag icons – Flaticon
Datei:Maurice Conrad.jpg von Tantruuum, lizensiert unter CC BY-SA 4.0.