Wie werden Frauen dargestellt?

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Friedrich-Ebert-Stiftung: Gender-Glossar: Patriarchat

Einteilung in „gute“ Frauen und „schlechte“ Frauen

Im Gangsta-Rap werden Frauen in zwei gegensätzliche Rollen eingeteilt: die „gute Frau“ und die „schlechte Frau“. Diese Darstellungen sind stark vereinfacht, klischeehaft und spiegeln alte Rollenbilder wider, in denen Männer darüber bestimmen, was „richtig“ und „falsch“ für Frauen ist.

Was denkst du, welche Eigenschaften „guten“ und „schlechten“ Frauen von Rappern zugesprochen werden?

Foto von Cam Morin auf Unsplash


1. „Schlechte“ Frauen

Diese Kategorie wird oft abwertend mit Begriffen wie „Hure“, „Nutte“, „Bitch“ oder „Schlampe“ bezeichnet. Frauen, die als „schlecht“ dargestellt werden, zeichnen sich laut Rap-Texten durch vermeintlich negatives Verhalten aus: Den Frauen wird vorgeworfen, dass sie untreu und unsittlich oder nur auf den Ruhm und das Geld des Mannes aus sind, also nur deshalb mit ihm zusammen ein wollen. Auch Eigenschaften wie sexuelle Selbstbestimmtheit werden als schlecht angesehen – insgesamt also alle Eigenschaften, die in einer patriarchalen Ordnung nicht von einer Frau erwartet werden.
Diese Frauen werden auf ihre Sexualität reduziert und dienen oft als Statussymbol der männlichen Rapper – so werden sie zum Objekt gemacht. Sie erscheinen in Musikvideos als schmückendes Beiwerk, neben Autos, Schmuck und Yachten.

Beispiel:
„Du bist eine Fotze die nach zwei Bier schon auf der Theke tanzt
Also laber uns nicht voll mit deinem Mädelskram
Eine Frau bleibt auf Ewigkeit ein Gegenstand.“
— Finch Asozial & MC Bomber, „Sex & Gewalt“ (2018) 
Beleidigung, Objektifizierung, Abwertung

2. „Gute“ Frauen

„Gute Frauen“ werden dagegen als „Heilige“ oder „Engel“ dargestellt. Sie erfüllen traditionelle Rollenbilder, das heißt sie sind treu, sittsam, familien- und heiratswürdig und unterstützen ihren Mann/den Rapper – auch schon bevor er berühmt war.
Diese Frauen werden idealisiert und gleichzeitig funktionalisiert: Sie sind nicht Subjekte eigener Wünsche, sondern sollen den Mann unterstützen, ihn „bewundern“ und seine soziale Stellung bestätigen.

Beispiel:
„Dieser Engel unter tausend Huren
Ich hab ihn gehen lassen und dafür werd‘ ich mich ewig hassen“
— Kay One, „Es tut mir leid“ (2018)

3. Zusammenfassung

Die Einteilung zeigt: Es geht nicht um die Person selbst, sondern um die Funktion, die sie im patriarchalen System einnimmt. Frauen werden entweder als:

  • Objekt der Verehrung und Funktionalität („gut“)
  • Objekt der Begierde und Erniedrigung („schlecht“)
    … dargestellt.

Bei der Zuordnung von „gut“ und „schlecht“ finden sich häufig Aussagen wie „Die Eine/ein Engel unter 1.000 Huren“. Die Beschreibung einer „guten Frau“ funktioniert hier über die Abwertung von anderen Frauen.

Kritische Darstellungen im Rap:
Ein gutes Beispiel, wie die Zuordnung als „gute Frau“ kritisch aufgegriffen wird, ist das Lied „Eine gute Frau“ von der deutschen Rapperin Nura. Nura nutzt hier Ironie und Übertreibung, um die frauenfeindlichen Rollenbilder im Gangsta-Rap bloßzustellen. Indem sie den sexistischen Spruch „eine gute Frau hört auf ihren Mann“ immer wieder wiederholt, zeigt sie, wie absurd und gefährlich solche Vorstellungen sind. Das Lied ist also keine Bestätigung dieser Bilder, sondern eine Kritik an Gewalt, Unterdrückung und Misogynie – verpackt in die Sprache des Rap.

„Ich bin eine gute Frau, ich hör‘ auf mein’n Mann (Auf mein’n Mann)
Ich kann so viel lern’n, weil er alles kann (Alles kann)
Er macht die Lesben wieder hetero, denn jeder brauch‘ ’n Schwanz
Wenn ich nicht ficken will, dann darf er trotzdem ran“

Nura – „Eine gute Frau“

Nura – „Eine gute Frau“

Darstellung von Müttern

Im Unterschied zur allgemeinen Darstellung von Frauen – wie oben beschrieben – taucht bei Müttern ein anderes Bild auf. Mütter nehmen eine besondere Rolle ein, die zwischen einem idealisierten Bild und abwertender Beschimpfung schwankt. Gerade dieser Unterschied macht deutlich, wie widersprüchlich Frauenrollen im Rap sind.

Mütter als IdealbildMütter als Ziel von Beleidigungen
Im Rap werden Mütter meist positiv dargestellt. Sie gelten als liebevoll, loyal und immer stolz auf ihren Sohn – selbst wenn er Fehler macht oder auf die schiefe Bahn gerät. Dieses Bild der „Über-Mutter“ zeigt sie als zentrale Bezugsperson, die unterstützt, Fürsorge leistet und Vertrauen schenkt. Rapper betonen oft, dass der Stolz ihrer Mutter ihnen Antrieb gibt, ihre eigenen Ziele zu erreichen. Mütter erscheinen also als Vorbilder und feste Rückhaltspersonen im Leben der Künstler.Gleichzeitig existiert im Rap das gegensätzliche Muster: Die Mutter des Gegners wird als Zielscheibe für Provokationen benutzt – etwa in Form der bekannten Beleidigung „Fick deine Mutter“. Hier geht es weniger um die Person selbst, sondern darum, Aggression, Dominanz und Überlegenheit gegenüber anderen auszudrücken.

Quellen:
Reger, M., & Weinbach, C. (ca. 2015). Männlichkeits- und Weiblichkeitskonstruktionen deutschsprachiger Rapper/-innen : Eine Untersuchung des Gangsta-Raps [Universität Potsdam; Cd]. In Soziologische Theorie und Organization Studies.

Bildquellen:
MJKr01713 Nura (NRW-Empfang, Berlinale 2020)“ von Martin Kraft, lizensiert unter CC BY-SA 4.0.